Das Aussterben der Arten
Wissenschaftlichen Schätzungen zufolge soll es zwischen 5 und 30 Millionen Tier- und Pflanzenarten auf der Erde geben. Obwohl uns nicht einmal die genaue Anzahl bekannt ist und nur etwa zwei Millionen Arten bislang überhaupt beschrieben wurden, verschwinden jährlich mehrere tausend Tier- und Pflanzenarten für immer von unserem Planeten. Viele von ihnen sind uns nicht einmal bekannt. Erhebungen gehen davon aus, dass sich die Aussterberate von Arten durch den Einfluss des Menschen um den Faktor 1.000 bis 10.000 gegenüber der natürlichen Rate erhöht hat.
Im Folgenden haben wir verschiedene Arten, die vom Aussterben bedroht sind oder deren Bestand in Gefahr ist, beispielhaft aufgeführt.
Folgen des Eingriffs durch den Menschen
Stauhaltung an Querbauwerken wie z.B. Wasserkraftwerke unterbrechen den freien Fluss des Wassers. Flussregulierungen zur Schiffbarkeit und Landgewinnung für den Hochwasserschutz beeinträchtigen das Leben im Fluss und an seinen Ufern. Verbunden damit sind Veränderungen des Feststoffhaushaltes. Dieser Begriff bezeichnet alles feste Material, was der Fluss transportiert, von großen Steinen bis zu feinstem Sand und im Wasser schwebenden Feinteilchen. Der Feststoffhaushalt bestimmt den Boden des Flusses und damit die Lebensräume, die dort entstehen. An Staudämmen werden vor allem alle gröberen Fraktionen der Feststoffe zurückgehalten, wodurch die Entwicklung von Lebensräumen stark beeinflusst wird. Durch Speicherseen und die Verbauung von Wildbächen wird Steinmaterial bereits in den Bergen zurückgehalten und gelangt gar nicht erst in die Donau. In Folge der veränderten Zusammensetzung des Bodenmaterials frisst sich der Fluss unterhalb von Staudämmen vermehrt in den Boden und es entstehen Sohleintiefungen. Der Wasserspiegel wird gesenkt, die Auen vom Hauptfluss entkoppelt und zerstört. Nährstoffeinträge und Wasserverschmutzung stellen weitere schwerwiegende ökologische Herausforderungen für die Donau, ihre Zubringer und die darin vorkommende Flora und Fauna dar.
Europäische Sumpfschildkröte - Emys orbicularis
Der Panzer der Europäischen Sumpfschildkröte misst bis zu 23 Zentimeter. Ausgewachsene Tiere bringen etwas mehr als ein Kilogramm auf die Waage und werden bis zu 60 Jahre alt. Sie schnappen nach Wasserinsekten und -schnecken, Würmern, Fischen, Kaulquappen und Aas. Da sie nur unter Wasser schlucken können, fressen sie nie an Land.
Die Europäische Sumpfschildkröte lebt in stagnierenden oder langsam fließenden Gewässern. Während ausgewachsene Sumpfschildkröten durch Fressfeinde nur in geringem Maße gefährdet sind, sind sie vor allem durch die Folgen menschlicher Eingriffe in ihren Lebensraum bedroht: Trockenlegung von Sümpfen und Feuchtgebieten, Gewässerkorrekturen, Zersiedelung der Landschaft und Zerstörung der Eiablageplätze setzen den Schildkröten stark zu.
In der roten Liste des IUCN wird die Europäische Sumpfschildkröte als potenziell gefährdet eingestuft.
Schwarzpappel - Populus nigra
Eine Vielzahl an Insekten lebt auf der Schwarzpappel und Vogelarten nutzen ihre Krone als Nistplatz. Rinder, Schafe und Wild verbeißen mit Vorliebe Zweige von Pappeln. Pferde zerkauen gerne ihre Rinde, was zum Absterben der Bäume führen kann. Auch Biber mögen Pappeln und bringen selbst dickere Bäume in 1-2 Nächten zu Fall. Das weiche Holz der Schwarzpappel ist außerdem ein attraktiver Lebensraum für viele Pilzarten. Die Pappel mag es gerne warm, deshalb ist sie ein Baum der Tieflagen, der vor allem in den Niederungen großer Ströme in ganz Europa vorkommt.
Verantwortlich für die Bedrohung der Schwarzpappel sind großflächige Rodungen von Auenwäldern für landwirtschaftliche Nutzungen, Begradigungen, Eindeichungen und Regulierungen von Flussläufen, Absenkungen des Grundwasserspiegels sowie die seit etwa 200 Jahren bevorzugte Verwendung anderer Pappelarten.
Die Europäische Schwarzpappel war ursprünglich in ganz Europa verbreitet. In Ungarn ist sie laut der roten Liste der IUNC heute vom Aussterben bedroht.
Eurasischer Fischotter - Lutra lutra
Der Eurasische Fischotter wird bis zu 12kg schwer, hat einen sehr dichten, isolierend wirkenden Pelz sowie kleine, runde Ohren. Diese kann er, ebenso wie die Nase, unter Wasser verschließen.
Er lebt in verschiedenartigen Nebenflüssen und Teichen entlang der gesamten Donau. Dabei bewohnt er bevorzugt Überschwemmungsgebiete und zugewachsene Ufer.
Der Otter wurde lange Zeit stark gejagt. Sein Fleisch galt als Delikatesse und das Fell war beliebt. Die Begradigung von Flussgewässern, Abholzung, Landwirtschaft, Fischerei und die Verunreinigung der Gewässer sind weitere Gründe für den Rückgang der Populationen.
Der Eurasische Fischotter wird in der Roten Liste des IUCN als potenziell gefährdet geführt.
Löffler - Platalea leudorordia
Der Löffler verdankt seinen Namen dem Schnabel, der sich am Ende löffelartig verbreitert. Er wird bis zu 80 cm groß und an seinem Hinterkopf wächst ihm ein Schopf aus langen, weißen Federn, die er bei Erregung aufstellt.
Der Löffler brütet in Sümpfen, Büschen oder Schilf entlang der Donau, ihren Nebenflüssen und den angrenzenden Gewässern. Er braucht reichhaltiges, flaches Wasser um seine Nachkommen zu füttern und eine dichte Vegetation zum Brüten. Seine Nahrung nimmt er durch das Seihen auf: er pendelt mit dem Kopf hin und her und filtert dabei Fische und Frösche aus dem flachen Wasser.
Der Klimawandel und die Gefährdung des Lebensraumes führen dazu, dass geeignete Brutplätze rar werden und nicht mehr genügend Nahrung vorhanden ist.
Da der Löffler sich nur langsam an neue Gegebenheiten anpassen kann, nimmt die Population stetig ab.
Deutsche Tamariske - Myricaria germanica
Die Deutsche Tamariske war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts häufig entlang von Flüssen anzutreffen. Sie ist eine Pionierpflanze und eine der ersten, die nach einem Hochwasser auf neu gebildeten Schotterbänken wächst. An der Donau kam die Pflanze bis in den Mittellauf sowie an allen alpinen Zubringern vor, wo heute die letzten Vorkommen beheimatet sind.
Alle Aktivitäten, welche die natürliche Dynamik von Fließgewässern unterbinden, gefährden diese Art. Das ist insbesondere die Stauung von Wasser, da diese sowohl die Dynamik von Hochwassern als auch die Substratzusammensetzung (Schotter) stark verändert.
In Deutschland und Österreich wird die Art als vom Aussterben bedroht eingestuft.
Haselmaus - Muscardinus avellanarius
Die Haselmaus ist ein mausähnliches Nagetier, das 15 bis 40 Gramm schwer und bis zu 6 Jahre alt wird. Sie lebt in altem Wald entlang der Donau. Man findet sie in Mischwäldern mit viel Buschbestand und – wie der Name vermuten lässt – in Haselsträuchern. Zuhause ist der Nager in alten Bäumen mit trockenen Teilen und Löchern.
Die Verjüngung von altem Wald sowie der Anbau von Pappelplantagen bedrohen das Habitat der Haselmaus. Sie ernährt sich sehr abwechslungsreich, z.B. von Beeren und Nüssen. Diese Vielfalt an Nahrung findet sie nur in Wäldern mit vielen Sträuchern und Unterholz, die zunehmend rar werden. Erschwerend kommt die Verinselung der Wälder hinzu, die einen Genaustausch behindern.
Das fehlende Nahrungsangebot wirkt sich negativ auf den Winterschlaf der Nager aus und die Fortpflanzung ist durch den Rückgang der Baumbestände bedroht.
Wilde Weinrebe - Vitis Vinifera ssp. Sylvestris
Die Wilde Weinrebe ist eine rankende Liane, die 20 bis 40 Meter hoch werden kann. Im Herbst bekommen ihre Blätter eine intensive Rotfärbung. Sie wird durch Vögel verbreitet, welche ihre Beeren essen und durch die folgende Ausscheidung ihre Samen verteilen. Der Wilde Wein stellt den Ursprung des Tafelweines dar. Sein natürlicher Lebensraum sind Uferwälle in den Auengebieten der großen Ströme und Flüsse.
Hauptursache für die Seltenheit der Wilden Weinrebe ist die Regulierung von Flüssen. Darüber hinaus wird sie bei intensiver Forstwirtschaft gemeinsam mit der Waldrebe bekämpft, um eine gute Entwicklung des Baumbestandes sicherzustellen. Auch die kurzen Umtriebszeiten der forstwirtschaftlichen Auengehölze haben der Wilden Weinrebe den Lebensraum genommen.
Die Wilde Weinrebe ist in Europa vom Aussterben bedroht und in Österreich stark gefährdet.
Bachmuschel - Unio crassus
Die Bachmuschel bewohnt strömende Bereiche sauberer Gewässer mit sandigem Untergrund und filtert 4-6 Liter Wasser pro Stunde. Ihre Larven entwickeln sich parasitisch in den Kiemen verschiedener Fischarten. Die fertigen Jungmuscheln leben vollständig vergraben im Bodengrund der Gewässer, während die ausgewachsenen Muscheln nur teilweise vergraben sind und ihre Atemöffnung zum Atmen und Filtrieren von Nahrung ins Wasser ragt.
Die Bachmuschel, insbesondere ihre Jungmuschel, ist stark durch Gewässerverschmutzungen bedroht. Aber auch der Verlust an Lebensraum, beispielsweise durch Stauhaltung – einhergehend mit einer Änderung der Strömungsverhältnisse und der Beschaffenheit des Gewässeruntergrundes – ist ein wichtiger Faktor für den starken Rückgang der Art seit den 1970er Jahren.
Frauennerfling – Rutilus pigus virgo
Der Rutilus pigus virgo ist eine endemische Unterart des Frauennerflings (Rutilus pigus) und kommt ausschließlich in der oberen und mittleren Donau sowie ihren größeren Nebenflüssen vor. Der strömungsliebende Fisch lebt hier vorwiegend in den tiefen Bereichen der Flüsse und wandert während der Laichzeit in die strömungsarmen Uferzonen, um dort geschützte und dicht bewachsene Stellen aufzusuchen.
Die Fragmentierung des Lebensraumes durch Kraftwerkwehre sowie die Zerstörung und Entkopplung von geeigneten Laichhabitaten bedrohen auch diese Fischart. Die Laichhabitate liegen in den Auen, welche durch die Flussregulierung nicht mehr regelmäßig überschwemmt und vom Hauptfluss entkopppelt werden.
Der Frauennerfling, in den Anhängen II und V der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie gelistet, ist in Teilen Deutschlands ganzjährig geschützt und gilt in Österreich als stark gefährdet.
Donau-Kahnschnecke - Theodoxus danubialis
Das Gehäuse der Donau-Kahnschnecke hat einen Durchmesser von 9-13 mm und ist in ihrem Lebensraum auf sauberes und sauerstoffreiches Wasser sowie steinigen Untergrund angewiesen. Sie ist an der oberen und mittleren Donau bis Österreich heimisch, wo sie im Donauhauptstrom nur noch vereinzelt zu finden ist. In Ungarn blieben bis jetzt größere Populationen erhalten. Die auffälligen Gehäuse der Donau-Kahnschnecke waren in den frühen Kulturen an der Donau beliebte Schmuckstücke und Grabbeigaben.
Gefährdet wird die Art durch die Zerstörung des Lebensraumes insbesondere durch Stauhaltungen an Wasserkraftwerken, da diese die Strömungsverhältnisse sowie die Substratbedingungen im Fluss verändern.
Die Art gilt in Deutschland, Österreich und in Tschechien als stark gefährdet.
Westliche Honigbiene - Apis mellifera und Wildbienen
In Europa leben neben der westlichen Honigbiene über 500 verschiedene Wildbienenarten, von denen eine Vielzahl vom Aussterben bedroht ist. Bienen bewohnen die Erde schon seit 40 Millionen Jahren und bestäuben ungefähr 80% aller Blütenpflanzen. Sie sorgen für ein Drittel unserer Lebensmittel und sind Voraussetzung für das Fortbestehen unzähliger Arten.
Die Hauptgründe für das Sterben der Bienenvölker sowie die Bedrohung ganzer Arten von Wildbienen, sind der Gebrauch von Pestiziden und die Anpflanzung von Monokulturen in der modernen Landwirtschaft, die nur kurze Blühphasen und somit lange Hungerphasen zur Folge haben. Viren und Krankheitserreger, besonders die durch den Menschen eingeschleppte Varroamilbe, sind weitere Gründe für den Rückgang der Populationen. Aber auch der Klimawandel wirkt sich negativ aus.
52% der deutschen Wildbienen befinden sich in den Gefährdungskategorien der Roten Listen bedrohter Arten. 53% der europäischen Honigbienenvölker sind in den letzten Wintern gestorben.
IUNC
International Conversation of Unique Nature – die Rote Liste des IUNC ist eine internationale Liste, angelegt von Wissenschaftlern um den Grad der Gefährdung von Tieren und Pflanzen zu ermitteln.